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FSV Blau-Weiss Völkershausen e.V.

Tradition seit 1899!

Tanzboden-Turner und Skispringer

Martin Walter, 22.07.2009

Tanzboden-Turner und Skispringer

Völkershausen - Als Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland die ersten Sportvereine gegründet wurden, machte dieser Trend auch vor der ländlichen Gegend der Rhön nicht halt. Wurden Sportarten wie Kegeln und Ringen bis dahin meist auf Volksfesten betrieben, rückten nach und nach Turn- und Sportvereine in den Vordergrund. In Völkershausen rief man seinerzeit den Turnverein 1899 ins Leben. Das ist durch einen Stempel auf alten Aufzeichnungen belegt.

Die Turner führten ihren Sport auf dem Tanzboden im Vereinslokal "Zum Hirsch" aus. Turnhallen, wie man sie heute kennt, gab es damals noch nicht. Später wechselten die Turner ihr Vereinslokal und zogen zum Gasthaus "Zur Krone" um. In den glanzvollen Jahren der Völkershäuser Turnerschaft war diese im ganzen Kreis Eisenach wegen ihres großen Könnens geachtet. Ihre Geräte stellten die Sportler in Eigenregie her. Dem Vorstand Johannes Voll war es zu verdanken, dass die Turner immer bestens ausgerüstet waren. Sie betrieben aber auch Leichtathletik, Gewichtheben und spielten Faustball und hielten Turnfeste, Tanzbälle oder Theaterveranstaltungen ab.

Im Jahre 1910 wurde der Schützenverein gegründet. Der hatte bis in die dreißiger Jahre hinein Bestand und nutzte den Schießstand am Hahnekopf. In diesen Jahren existierte im Ort auch ein Radfahrverein.

Völkershausen verfügte insgesamt über vier Kegelbahnen, auf denen sich ein reges Treiben entwickelt hatte. Anfang der zwanziger Jahre hielt König Fußball Einzug in dem Rhönort. 1923 bestritt der Fußballverein "Teutonia" die ersten offiziellen Verbandsspiele. Es folgte die Spielvereinigung "Jugendlust", die ebenso wie "Teutonia" meist im Schlossgarten spielte. Später traten "Schwarz-Weiß" und "Blau-Weiß" Völkershausen auf den Plan. Beide Vereine spielten auf den Wiesen rund um das Dorf und waren von der Gunst der Bauern abhängig. Es war auch die Zeit, in der die Vereine zusammen fusionierten, sich wieder trennten oder ganz aufgelöst wurden. In den Vereinsvorständen agierten meist örtliche Gewerbetreibende, Lehrer der Dorfschule und andere Ortspersönlichkeiten. 1933 wurde der Sportplatzbau am Hahnekopf begonnen. Die Arbeiten wurden bald wieder eingestellt, weil das Gelände nicht geeignet war. Ein Jahr später weihte man den Sportplatz "Hinter den Gärten" ein, der fortan bei der Gegnerschaft wegen seines starken Gefälles äußerst gefürchtet war.

In den Kriegsjahren bis 1945 kam das sportliche Leben wie schon zuvor von 1914 bis 1918 zum Erliegen. Der Turnverein löste sich nach Kriegsende 1945 endgültig auf. Fortan waren die "Blau-Weiß"-Fußballer, die später auch als SG beziehungsweise BSG Traktor und BSG Rhönbasalt aufliefen, das Aushängeschild des Völkershäuser Sports. Ein erster Höhepunkt der Nachkriegsgeschichte war das Spiel um den Wartburgpokal, welches Völkershausen in Dorndorf knapp mit 2:3 gegen Vacha verlor.

1952 wurde der heutige Sportplatz an der "Galgenhecke" eingeweiht, den die Sportler in vielen Stunden freiwilliger Arbeit erbauten. Gleiches gilt für den Turnhallenbau, der in den sechziger Jahren eingeweiht wurde. Zwischen 1967 und 1972 gelang den Fußballern sechs Mal der Einzug in das FDGB-Kreispokal-Endspiel. Viermal verließen sie den Platz als Sieger. Auch im Traktorpokal erreichte Völkershausen seinerzeit mehrmals das Endspiel. Bis weit in die siebziger Jahre hinein prägten die Völkershäuser Fußballer das Spielgeschehen auf der Kreisebene mit. Ein unvergessener Höhepunkt war im Mai 1977 das Fußballfreundschaftsspiel zwischen dem FC Carl-Zeiss Jena und Kali Werra Tiefenort. Über 2500 Zuschauer waren damals auf dem Völkershäuser Sportplatz zugegen und sahen einen 3:2-Sieg der Jenaer Kicker.

Auch Motor Steinach und der FC Rot-Weiß Erfurt II gastierten schon in Völkershausen, ebenso wie die Bob- und Rennschlittensportler aus Oberhof, die zu einem freundschaftlichen Fußballvergleich hier weilten. Nachdem die erste Fußball-Männermannschaft einige Jahre nicht mehr in der höchsten Spielklasse des Kreises vertreten war, gelang 1988 wieder der Aufstieg dorthin. Verstärkt durch einige im Ort stationierte Armeeangehörige hatte man ein schlagkräftiges Team beisammen. Der Gebirgsschlag im März 1989 machte das Unternehmen Klassenerhalt aber zunichte. Sämtliche sportliche Belange kamen für längere Zeit zum Stillstand.

Neben dem Fußball hatten sich zu DDR-Zeiten noch andere sportliche Aktivitäten entwickelt. So war viele Jahre lang eine erfolgreiche Frauenhandballmannschaft aktiv. Im Tischtennis und beim Kegeln wurde auch um Punkte gespielt. Im Gasthaus "Zum Hirsch" trafen sich wöchentlich die Mitglieder von Kegelvereinen, um ihrem Hobby zu frönen. Diverse Frauengymnastikgruppen waren und sind aktiv. Die Sektion Reitsport wurde in den achtziger Jahren gegründet. Sieben Jahre lang spielte die Frauenfußballmannschaft unter der Leitung von Jürgen Meykranz.

Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands waren auch die Wintersportler sehr aktiv. Skilangläufer und Springer nahmen an Spartakiaden und Kreismeisterschaften teil. Es fanden sogar reine Wintersportfeste am Hahnekopf statt.

Über den Schulsport gelangten viele Leichtathleten zum Stützpunkt nach Merkers. Carola Stub, Maik Böhm und Astrid Walter schafften sogar den Sprung auf die Sportschulen in Erfurt und Jena. Ab 1990 reduziert sich das sportliche Vereinsleben in Völkershausen fast ausschließlich auf den FSV Blau-Weiß, den die Völkershäuser neu gründeten und am 7. Februar 1990 am Amtsgericht eintragen ließen. Unter der Leitung von Georg Schulz und Karl-Heinz Höhn sowie anderen Funktionären umschiffte der Verein die unruhigen Zeiten. Fußballerisch standen nach großem personellen Aderlass schwere Jahre bevor. Ab 1994 ging es wieder aufwärts. Die erste Mannschaft spielte beständig in der 1. Kreisklasse und die neu gegründete zweite Mannschaft war auch aktiv. Zu verdanken war dies der langjährigen guten Nachwuchsarbeit die unter anderem von Otto-Bernd Böhm betrieben wurde und ihre Früchte trug.

Mit Hilfe der Gemeinde entstand der Anbau an der Turnhalle, in dem das neue Vereinsheim untergebracht ist. Bei diesem Bauprojekt legten die Fußballer selbst mit Hand an und leisteten viele freiwillige Arbeitsstunden. Aktuell pendelt die 1. Mannschaft zwischen Kreisliga und erster Kreisklasse. Ein Alt-Herren-Team steht ebenfalls im Spielbetrieb. In der Nachwuchsabteilung sorgen Steffen Lämmerhirt und seine Mitstreiter dafür, dass drei Mannschaften dem runden Leder nachjagen.

An diesem Wochenende geht das 110-jährige Sportjubiläum in Völkershausen würdig und gespickt mit sportlichen Aktivitäten über die Bühne.


Quelle:luro